Die Siebziger Jahre
1972 Gründung des Futura Film-Club Düsseldorf
Wir schreiben das Jahr der Olympischen Spiele in München. Im Herbst beschließen Heinrich Zimmermann, Wolfgang Pohl und Willy Müller linksrheinisch in Düsseldorf einen Filmclub zu gründen.
Ein „gewisser familiärer Charakter“ zeigt sich darin, dass auch der Sohn des Vorsitzenden und seine Ehefrau Mitglieder werden.
Zu der Zeit gibt es im Dachverband Bund Deutscher Filmautoren (BDFA) zahlreiche Neugründungen von Filmclubs. Es ist die Zeit in der Super 8 boomt. Kameras und Filmmaterial sind für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich geworden. Auf den Clubabenden finden heiße Auseinandersetzungen zwischen Verfechtern des „Super 8 – Pistentons“ und der „Zweibandvertonung mit dem Einheitstonsystem – ETS“ statt. Bernhard Zimmermann: „Zu dieser Zeit habe ich meine Normal 8-Filme noch mit ungekoppeltem Tonband vorgeführt. Was das immer für eine Zitterpartie war!“
Den Schritt in die Öffentlichkeit
wagen sie und beteiligen sich bei Regionalen Wettbewerben. Die Mitglieder treffen sich zunächst im ausgebauten Kellerraum des Vorsitzenden, später in einer Gaststätte mit Störungen durch Kellner im Dunkeln.
Also bemüht sich der Club um neue Räume. Im Pfarrheim der nahen Kirchengemeinde findet er für lange Jahre eine Heimat, aber: Nun muss Miete bezahlt und die gesamte Technik für die wenigen Stunden des Zusammenseins herangeschafft werden. Arbeitsabende finden statt. Mit Unterstützung der lokalen Presse wird der Club bekannt und wächst rasch.
Bereits im ersten Jahr seines Bestehens wird ein Clubwettbewerb und eine Veranstaltung namens „film-forum 73“ durchgeführt, dazu lädt der Futura Film-Club die Nachbarclubs zu einer gemeinsamen Filmschau ein.
Das erste Jahr kann durchaus als erfolgreich bezeichnet werden; Von sechs zu Regionalen Wettbewerben eingereichten Filmen werden fünf ausgezeichnet.
1978 Ausrichtung des Regionalen Wettbewerbs in der Stadthalle Ratingen
Dieses Jahr wird insofern ein Höhepunkt für die Mitglieder, als der Futura Film-Club Düsseldorf zum ersten Mal einen Regionalen Wettbewerb Mitte Februar ausrichtet. In Düsseldorf lässt sich kein Saal in der erforderlichen Größenordnung beschaffen. Die Stadtverwaltung Ratingen ist kulant und stellt ihre Stadthalle kostenlos zu Verfügung. Eine Vorbesprechung findet an einem trüben Dezembertag statt: Die Gesprächspartner versichern, dass der Saal mit seiner 15×30 Meter großen Fensterfront abzudunkeln sei. Später stellt sich heraus, dass der Lamellenvorhang in der strahlenden Wintersonne für eine Filmvorführung nicht ausreicht. So wird ein Hubwagen beschafft und der Vorsitzende und seine Helfer kleben in Schwindel erregender Höhe Bahn um Bahn einer Gummi-Verdunkelung auf.
Filmische Highlights in den Siebzigern
Bereits 1969 entstand der Film „Goldrausch in Lörick“ von den beiden 16-jährigen Jungs Bernhard Zimmermann, Karlheinz Arera und deren Freunde aus dem Viertel. Ein „alter Mann“ stößt beim Umgraben des Schrebergartens auf gelb blinkendes Gestein: Gold! Er hüpft lachend mit seinem Schatz in Händen durchs Gartentor, überrennt einen Passanten – beide stürzen zu Boden. So beginnt die haarsträubend komische Slapstick-Geschichte vom Goldrausch in Lörick in Stummfilmmanier.
Die Filmerei lässt Bernhard seit diesem Tag nicht mehr los, er steckt damit seinen Vater Heinrich Zimmermann an. In dessen Film „Die Kiste“, die verschwinden soll, wird die Problematik der Müllentsorgung thematisiert. Umweltbewusste Nachbarn verhindern dies lautstark. So bleibt der Zuschauer heiter jedoch hämisch lächelnd zurück.
„Noch etwas Toast Liebling“ von Heinrich Zimmermann erzählt die Geschichte eines Ehepaares, das sich nichts mehr zu sagen hat und in Gedanken umbringt …
Einen ersten filmischen Erfolg (1. Preis und Wanderpreis der Region) verbucht beim Regionalen Wettbewerb Wolfgang Pohl, Gründungsmitglied für seinen Dokumentarfilm „Einige Minuten aus dem Leben eines alten Mannes.“ In einer klaren Bildsprache lässt der Autor den Zuschauer am tristen Alltagsleben seines Vaters teilhaben. Pohl, der experimentierfreudigste Filmer im Club, legt seinen zweiten Film „Reproduktion“ in eine Lösung aus Erbsensuppe und Whiskey ein, wodurch Materialveränderungen in Form von Falschfarben entstehen.
1976 qualifiziert sich ein erster Film aus dem Club für die Deutschen Amateurfilm-Festspiele (DAFF): „Die Freundin“ von Bernhard und Heinrich Zimmermann nach einer Idee von Barbara Zimmermann (damals noch Ulbrich). Gezeigt wird der blanke Terror und die Beherrschung einer labilen jungen Frau, hervorgerufen durch ihre dominante Freundin.
1974 tritt Matthias Moewert in den Club ein. 1977 gelingt es auch ihm mit seinem auf Musik geschnittenen Dokumentarfilm „Prestoprint“ zu den DAFF eingeladen zu werden. Eingerahmt in Sequenzen von Beethovens 7. Symphonie beobachtet Moewerts Kamera einen Drucker bei seiner Arbeit. Dieser beherrscht die Maschine wie der Dirigent das Orchester. „Martin“ folgt im nächsten Jahr über einen drogenabhängigen jungen Mann.
Die Achtziger Jahre – das Videozeitalter
1980. Ein zweiter Filmclub wird in der Nachbarstadt Meerbusch gegründet, der aus Heinrich Zimmermanns Kurs an der Volkshochschule hervorgeht. Er fusioniert später mit Düsseldorf zur FUTURA FILM-COOPERATION Düsseldorf-Meerbusch.
Beide Clubs vereinbaren gegenseitige Unterstützung und gemeinsame Anschaffung und Nutzung von Geräten. Neue Mitglieder finden den Weg in den Club. Karin und Roald von Schultz zeigen ihren Film „Balaia“ – der ausgestoßene Schlachtruf der Fischer von Madeira: „Wal in Sicht!“ Eine Fangmethode, die an Moby-Dick-Zeiten erinnert.
Durch den Film „Schifoan“ vermittelt das Ehepaar Schnabl ihr erhabenes Lebensgefühl als begeisterte Skifahrer, das sie verschneiter Bergwelt finden.
Der Club richtet einen zweiten Regionalen Wettbewerb im Gemeindezentrum Meerbusch aus. Mitglied ist der filmende, singende, schauspielerisch begabte Bäcker- und Konditormeister Manfred Marx geworden – eine echte Bereicherung. Im „Filmstudio Marx unter dem Dachjuchhe“ treffen sich nun die Filmfreunde zu etlichen Clubabenden.
Futura bleibt im BDFA im Gespräch
1982 zeigen Barbara und Bernhard Zimmermann eine Trilogie von Filmen aus der griechischen Mythologie. “Ariadne,“ „Pandora,“ „Nike wenn sie zögert“ (DAFF Teilnahme 1985). Nike ist die griechische Göttin, die den Sieg personifiziert. Besonderes Augenmerk legt der Film auf die Begleitumstände und Wirkungen des Sieges, nämlich Krieg, Niederlage, Zerstörung, Tod.
Im Jahr darauf entsteht ein weiterer Film dieser Reihe: „Am Anfang war das Chaos,“ ein Fantasie-/Spielfilm über den Anfang bis hin zum Untergang der Menschheit (DAFF 1986).
Erfolge in jener Zeit verzeichnen auch die Clubmitglieder Klaus Küsters mit dem Spielfilm „Pech“ – der ein neues Oberhemd voll pieksiger Nadeln zum Inhalt hat, die zu einer Kette von Katastrophen führen. Mit Roald von Schultz’ Film „Die Mauer“ reist der Zuschauer nach China und mietet sich mit Heinrich Zimmermanns Reportagefilm „Vor der Jade auf Granat“ auf einem Krabbenfängerschiff ein um „… son böschen zu helfen …“
Neben filmischen Aktivitäten übernehmen Mitglieder von Futura Aufgaben im BDFA: Bernhard Zimmermann wird Jurybeauftragter der Region Düsseldorf, Heinrich Zimmermann stellvertretender Regionsleiter und Leiter der Technischen Kommission. Barbara Zimmermann wird freie Mitarbeiterin der Zeitschrift „Film&Video.“
Seit 1987 stellt sich der Club auf Video ein, der Reiz des neuen Mediums im BDFA ist groß. Es wird viel diskutiert, gestritten, vorangebracht. Waldemar Prechtel aus Krefeld, BDFA-Videoreferent, demonstriert auf den Clubabenden die noch unbekannte Technik.
Nun laufen auf Wettbewerben Videofilme neben herkömmlichen Schmalfilmen, denn es ist klar, nur das Material hat sich geändert, der Weg bis hin zum Endprodukt ist gleich geblieben. 1988 wird der interne Clubwettbewerb auch für Nichtmitglieder geöffnet und zum Düsseldorfer Film und Video Treff deklariert.
Die Neunziger Jahre
1992 – ein für die Mitglieder von Futura ganz besonderes Jahr. Im Frühjahr laufen zehn(!) Filme auf Bundesfilmfestivals, vier werden zu den DAFF eingeladen. Zwei sind vom jungen, erst 28 Jahre alten Michael Herber: Sein „Camera Obscura“ handelt von einem alten Fotoapparat, der ein seltsames Eigenleben führt. In „Clock“ geht es um die Zeit – diese von uns künstlich erschaffene Einrichtung, die unseren Lebensrhythmus beherrscht. Matthias Moewert und Heinrich Zimmermann beweisen den Zuschauern mit ihrem Film „Tauchen in Düsseldorf,“ dass sich der Tauchsport auch in heimischen Gewässern lohnt. Der Film „N.Y. – 14th Street“ von Barbara und Bernhard Zimmermann zeigt Menschen in New York, dem oft zitierten „Schmelztiegel der Völker.“
Im November feiert der Futura Club mit Freunden sein 20-jähriges Jubiläum. Besonderer Clou und Überraschungsgast ist „Marilyn Monroe.“
Die Zweitausender Jahre – Digitale Welt
Seit 2002 – Mitarbeit einer Reihe von Clubmitgliedern im Ausrichterteam des Landesfilmfestivals, zunächst im Seidenweberhaus Krefeld und später im Mehrzwecksaal der Kirchengemeinde in Tönisforst/Vorst.
Ab dem Jahr 2004
wehte – unter dem neuen Vorsitzenden – Bernhard Zimmermann, ein anderer Wind im Club.
„Facetten des Amateurfilms“ – wurde zu einer Serie von sechs Veranstaltungen
Filmamateure lieben die Kinoleinwand, denn sie sind Liebhaber einer Passion. Natürlich ist der Amateurfilm so alt wie das Kino, denn Amateure waren sie zunächst alle – alle Pioniere des Kinos aus der Stummfilmzeit. Die Themenvielfalt des Kurzfilms und das künstlerische Schaffen der Filmamateure aus vier Düsseldorfer Filmclubs stehen im Mittelpunkt dieser Veranstaltungsreihe, die im kommunalen Kino in Düsseldorf, der BLACK BOX, mit immer ca. 80 Zuschauern gut besucht wurde.
Dank der Unterstützung der Leiterin des Düsseldorfer Filmmuseums, Frau Dr. Lenk, war eine Tradition begründet worden.
(Die Reihe wird fortgesetzt)